Programmvorschlag 8.4.08, Slovs 12 Minuten

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Slov ant Gali
Mückarus


Ich wäre gern im Regenwald und auch am Gelben Fluss,

am Rio Grande Nord und Süd, vorm allerletzten Schluss.

 

Ich breitete die Schwingen aus und flöge einfach los,

wenn ich denn will, dann ist für mich kein Ziel der Welt zu groß.

 

Warum nur sagst du, Zügle dich! Ich sei doch nur ein Mück,

komm einfach mit, versuch es doch, ein klitzekleines Stück.

 

Hier lockt mich nicht der Schweißgeruch, nicht altbekanntes Blut.

Solch Leben gibt’s auch anderswo und mindestens so gut.

 

Was bist du für ein Dädalus, der klebt an dem, was geht.

Ich ahne unsren Winter schon, dann sind wir zwei verweht.

 

Denkst du, dass ich im Meer ertränk, hoch oben wohl erfrör,

denkst du, dass ich im Fernewahn die Richtung gleich verlör?

 

Bald komm ich an in Schönefeld, in Fliegern, groß und breit,

die heben hoch vom Boden ab zur Erde andern Seit.

 

Tief unten stört´ kein Ozean, wär drinnen mein Versteck;

ich breite meine Flügel aus und sirre einfach weg.


Wintergedicht

Liebe gute Schneeballflocke,

sieh, wie ich am Fenster hocke,

seh dich draußen lustig tanzen,

bin erkältet, ptschi, im Ganzen.

 

Oh, wie quält mich Husten, Fieber,

wäre draußen doch viel lieber,

möchte frei sein, so wie du,

tobte rum, hätt keine Ruh.

 

Ach, wie quält mich Omama,

ist schon mit ner Decke da,

mit dem Fieberthermometer,

mit dem Spruch „Ins Bettchen, Peter!“.

 

Warte nur, du weißer Schuft,

bald hat meine Nase Luft,

Sonne lacht, in Stiefeln patsch

ich herum und du bist Matsch.


liebe ist quatsch

noch immer möcht´ manchmal ich reimen auf rosen
rechtzeitig stopp ich 
das geht in die hosen
 

ich lausche so gerne himmlischen klängen
der flöte des pan mit schmelzgesängen
krampfhaft beschwör ich dein früh´res gesicht
doch schöne reime erweckt´s in mir nicht
 

wann habe ich nur den glauben verloren
bin innerlich glühend zitternd erfroren
heut ist mein ohr schon längst nicht mehr offen
für melodisches träumen und schluchzendes hoffen
 

noch fehlt mir das wort
das wörtchen nie
kommt spanisch mir vor oder cheerokee
doch klingt mir der laut schon nicht mehr so fremd
wegen einer wie dir mach ich mir nicht ins hemd
 

nachdem ich des frustes genug abgelassen
wird´s endlich zeit, was neues zu fassen


Nach einer Nacht


In der Amseln Morgenstunde

poppen wir ein letztes Mal.

Füttern Sehnsucht an die Hunde,

leugnen noch des Tages Qual.


Ach, ich würd mir deinen Namen

ritzen lassen in den Arml

Dass wir hier zusammen kamen,

hielt ich als Erinnrung warm.


Doch woher soll ich denn wissen,

ob dein Name wirklich stimmt.

Einmal noch wolln wir uns küssen,

eh´ der Tag uns alles nimmt.


Wenn den Mittag wir verdönern,

werden wir uns Fremde sein.

Welches Glück ist denn nicht tönern,

welcher Nachbar nicht allein.


Gewissen & Glück


Was wir seit alten Zeiten wissen

ist, dass ein reinliches Gewissen

das Beste ist als Ruhekissen.

Jedoch frönt Hinz nem neuen Brauch,

Gewissen ist ihm Schall und Rauch –

ein volles Konto tut es auch.


Besitzt er Werte viele Stück,

kassiert er Zinsen auch zurück,

und davon kauft er schnelles Glück.

Das Geld in seinen Rallyrunden

hat dann ein Heuschreck gut gefunden -

jetzt ists verschwunden.




Slov ant Gali: Slov ant Gali: Höhenflug

 Mit Hanteln von fünf Kilogramm
am Abend will ich üben,
wie ich die Welt entangeln kann,
die hüben wie die drüben.

In mir steckt Engel, Teufel, Gott –
Ich schaffe große Dinge;
und komm ich dafür aufs Schafott,
dann wein´ ich nicht – ich singe.

Ich bin nicht schön von Angesicht
und ohne euch allein.
Doch nehmt ihr `s an, mein Tagsgedicht,
wird ´s gut gewesen sein.




Hanoier Traum


Trotzte ich

dem reißzahn der zeit –

steinern

eine säule auf dem rücken

diesen schildkröten gleich

ich schenkte dir

dichter

taifunaugen

die besseren worte darin zu sehen

griffe deine hände

gemeinsam

gemächlichen schritts

das neue ufer

zu erschreiben

wir ertrügen

heutiges wissen

das uns noch nicht

narbte

nach neunundneunzig stürzen

kämen an

bei uns und

über wunden

wüchse haut


Bühne frei!


Aus den rauchringen

des in versmogter zeit

verkohlenden geistes

berge ich tränenden auges

laub

ungekeimter bäume


im halbschlaf

peitsche ich den spukenden stumpf

den der sturm

aus dem ufersand riss

mit garn

das keinen ausweg weist


unter der maske des clowns

nehme ich platz

auf hufzerwirbelten sägespänen

streichle

mit schwebenden händen

unsichtbare kinderköpfe

und borge mir

bis zum morgendunst


vergessen



Slov ant Gali: Entschuldigung

 
Nicht zärtlich ists, den Dolch zu schmieden,
der diese Welt verändern muss,
nicht kuschlig ists, den Stahl zu sieden
doch nötig vor dem guten Schluss.


 Viel lieber reimte ich auf Liebe,
die ewig während mich betrifft,
auf Herzensschmerzen und auf Triebe,
Verführung, die ich grad´ umschifft.

 
Doch einer muss die Worte sagen,
der andre führ´n das scharfe Schwert.
Die Erde, die soll Menschen tragen,
auf Dauer, ja, das ist es wert.


Dass dieses schneller wird geschafft,
setzt ich es ein, mein kleines Wort
und meine kaum trainierte Kraft,
denn mir ist klar, bald bin ich fort.

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